TCM-Heilpflanzen
zur Linderung von Long-Covid Symptomen
Wer die akute Phase einer Covid-Erkrankung überstanden hat, ist in der Regel erst mal heilfroh, das Schlimmste hinter sich zu haben. Doch nicht bei allen Patienten klingen die Symptome ab. Bei manchen ist der Weg der Genesung mühsam und lang. In der Medizin spricht man bei Menschen, die vier Wochen nach Abklingen einer Coronaerkrankung noch immer Symptome verspüren oder über wiederkehrende Symptome klagen, von einem Post-Covid-Syndrom.
Die auftretenden Beschwerden können dabei unterschiedlich ausfallen. Mit Hilfe von Integrativer Chinesischer Medizin (ICM) kann ein Großteil der anhaltenden Symptome behandelt und der Genesungsfortschritt damit gut unterstützt werden.
Im Folgenden klären wir auf, welche Heilpflanzen in welcher Phase nach einer Erkrankung gute Erfolge erzielen und in welcher Kombination sie von ICM-Experten wie Jeremy Ross empfohlen werden.
Entscheidend dabei ist, ob die Erkrankung erst kurze oder bereits längere Zeit zurückliegt. Ist die Erkrankung gerade erst abgeklungen und verspürt der Patient nach wie vor Hitzezeichen wie Nachtschweiß müssen noch Restpathogene ausgeleitet werden. Liegt die Covid-Infektion schon längere Zeit zurück, kann man mit dem Tonisieren (Stärken) beginnen.
ICM: Was ist das?
ICM steht für Integrative Chinesische Medizin und ist ein Begriff, der von Jeremy Ross geprägt wurde. Sein Anliegen ist es, die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und die wissenschaftlich begründete westliche Pflanzenheilkunde zu einem schlüssigen Therapiekonzept zu verbinden. Integrativ bedeutet also, dass er wissenschaftliche Forschungsergebnisse in die Ansätze der TCM einfließen lässt. Ziel ist eine Behandlung, die sowohl auf chinesischer Pharmakotherapie und somit dem Herzstück der Traditionellen Chinesischen Medizin als auch auf wissenschaftlichen, qualitätsgesicherten Erkenntnissen um westliche Heilpflanzen beruht.
Direkt nach der Akuterkrankung
Phase 1:
Nachtschweiß und Phasen von leicht erhöhter Temperatur tagsüber sind ein klares Zeichen dafür, dass der Körper noch mit bestehender Hitze zu kämpfen hat. In der Regel treten diese Symptome direkt nach der Quarantänezeit auf. Oft auch in Kombination mit Kopfschmerzen. Anzeichen wie diese können mitunter ein paar Wochen lang anhalten.
Um sie zu mildern, empfiehlt sich eine Kombination aus
- Isatis , zu Deutsch Färberwaid-Blätter bzw. deutscher Indigo oder Kreuzblütler. In der TCM wird er dem Geschmack bitter sowie der thermischen Eigenschaft kalt zugeordnet. Zusätzlich wirkt Isatis antiviral, antimikrobiell und fiebersenkend.
- Berberis oder Berberitzen-Rinde bzw. Berberitzengewächse gelten als kühl und bitter. Sie unterstützen den Körper dabei, Restpathogene auszuleiten, wirken antimikrobiell sowie entzündungshemmend und unterstützen die Leber.
- Echinacea wird in der traditionellen chinesischen Medizin geschätzt, weil er Wind-, Lungen- und Schleimhitze in der Lunge klärt sowie über eine antimikrobielle, antivirale, entzündungshemmende und immunstimulierende Wirkung verfügt.
- Zingiber bzw. Ingwer wirkt Oberflächen öffnend und hilft dadurch Rest-Pathogene auszuleiten.
Diese Kräuter sollten maximal für 5 Tage angewendet werden.
Bei einer länger zurückliegenden Infektion oder fehlender Hitze
Phase 2:
Die meisten Menschen mit Long-Covid klagen auch längere Zeit nach der Akutphase über ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Auch ein anhaltender trockener Husten, Kurzatmigkeit und leicht verminderte Konzentration machen ihnen das Leben schwer.
In dieser Phase empfiehlt sich ein Mix aus
- Panax quinquefolium : Zum amerikanischen Ginseng greift man deshalb, weil er im Gegensatz zum chinesischen Ginseng nicht wärmend ist und speziell bei geistiger Erschöpfung gerne zum Einsatz kommt. Er nährt das Yin (Ruhe), eliminiert die Hitze und wirkt sich positiv auf die mentale Verfassung aus.
- Ophiopogon : Die Schlangenbart-Wurzel befeuchtet die Lunge und wird deshalb zur Behandlung von trockenem Husten empfohlen.
- Schisandra : Die Schisandra-Frucht hat in der TCM eine jahrtausendelange Tradition und besondere Bedeutung. Sie gilt als „Kraut der 5 Geschmäcker“, weil sie die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter und scharf in sich vereint. Die Schale und das Fruchtfleisch schmecken süß-sauer, die Samen hingegen salzig-bitter-scharf. Zur Behandlung von Long-Covid Symptomen wird sie deshalb eingesetzt, weil sie das Qi stabilisiert und den Körper davor bewahrt, weitere Energie zu verlieren.
Angewendet werden sollten diese Kräuter ebenfalls für maximal fünf Tage.
Tipp: Auch die Kombination ist möglich
Wenn jemand noch leichte Symptome hat, die Infektion aber bereits zwei bis drei Wochen zurückliegt, kann man auch die beschriebenen Kräuter aus Phase 1 und Phase 2 mischen. Zum Ausleiten der Restpathogene – wenn also noch Virusmaterial da ist – greift man morgens bzw. mittags auf die Mischung von Phase 1 zurück. Nachmittags oder abends sollte man versuchen, den Körper mit den Kräutern von Phase 2 zu stärken.
Bei anhaltender Abgeschlagenheit und einem schwachen Immunsystem
Phase 3:
Immer wieder berichten Menschen nach einer Covid-Infektion von anhaltender Abgeschlagenheit in Kombination mit einer starken Neigung zu Atemwegsinfekten. Diese Patienten gelten zwar am Papier längst als gesund, schnappen aber ständig neue Infekte auf und werden das Gefühl nicht los, dass ihr Immunsystem schlecht arbeitet. Hinzu kommen unter Umständen ein trockener anhaltender Husten, Kurzatmigkeit und verminderte Konzentrationsfähigkeit. In diesem Fall sollte man auf eine Kräutermischung zurückgreifen, die jene von Phase 2 noch um Schafgarbe, Thymian und Echinacea ergänzt.
In Summe besteht diese Tinktur also aus
- Panax quinquefolium / amerikanischem Ginseng
- Ophiopogon
- Schisandra
- Schafgarbe
- Thymian
- Echinacea
Anwendung: bis zu 2 Wochen, bis die Symptome abgeklungen sind
Bei kognitiven Problemen
Phase 4:
Mitunter kommt es ein paar Monate nach einer Corona-Infektion dazu, dass man sich geistig einfach nicht mehr so belastbar fühlt wie zuvor. Die Müdigkeit selbst steht in dieser Phase gar nicht mehr so im Vordergrund. Viele haben das Gefühl, der Kopf funktioniert nicht mehr so wie vor der Erkrankung. Sie leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnis- bzw. Wortfindungsstörungen.
In diesem Fall bietet sich die sogenannte Juniperusrezeptur an. Sie besteht aus:
- Juniperus : Die Wacholder-Beere stärkt Gedächtnis und Sinne und hilft bei Geistesträgheit sowie Erschöpfung.
- Rosmarin : Rosmarin gilt als Tonicum, das das Herz stärkt und sich auch bei geistiger Erschöpfung bewährt hat.
- Schisandra
- Panax ginseng
- Serenoa : Die Sägepalme gilt als nervenstärkendes, nährendes Mittel sowie als Potenz- und Fruchtbarkeitstonikum, das bei nervöser Erschöpfung, Appetitmangel und Libidomangel eingesetzt wird.
- Acorus : Die Kalmuswurzel ist ein traditionelles Bittermittel und wird in der TCM wegen seiner Schleim transformierenden Wirkung (Geist beruhigend) bei Verwirrung und Vergesslichkeit angewendet.
- Zingiber
Anwendung: über 1-2 Monate (wenn nötig). Zusätzlich zu dieser Kräutermischung kann man ein bis zwei Tassen Damianblättertee pro Tag trinken. Er hat eine aktivierende Wirkung und sollte deshalb nicht abends getrunken werden.
2 hilfreiche Zusatztipps
Studien bestätigen, dass der anhaltende Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns eine Folge von Covid-19 sein kann. Bis zu ein Jahr lang treten diese Spätfolgen auf und schränken die Lebensqualität der Betroffenen deutlich ein. Gegensteuern können Sie mit Hilfe von
- Zanthoxylum: Verwendet wird dieses eschenblättrige Gelbholz (Rinde) bei Geschmacksverlust als Zahnpulver zum Zähneputzen. Es regt den Speichelfluss an, wirkt durchblutungsfördernd und hilft dabei, den Geschmacksverlust zu bekämpfen.
- Myrica: Bei Geruchsverlust kommt die Wachsmyrte (Rinde) als Schnupfpulver zum Einsatz. Es trocknet jedoch die Nasenschleimhäute aus, weshalb sich begleitend Salznasenduschen empfehlen.